Steckbrief Multiple Sklerose

Überblick

Multiple Sklerose, auch Enzephalomyelitis disseminata oder abgekürzt MS, ist eine chronisch verlaufende entzündliche Erkrankung der Nervenfasern im zentralen Nervensystem. Es ist eine Autoimmunerkrankung, eine Krankheit also, bei der das Immunsystem des Betroffenen körpereigene Zellen angreift. MS bricht meist im Alter zwischen 15 und 45 Jahren und häufiger bei Frauen auf, verläuft individuell unterschiedlich und oft in Schüben.

Bei einer Multiplen Sklerose funktioniert die Weiterleitung der Nervenreize in den Nervenfasern nicht mehr, die Folge sind Störungen bei Körperbewegungen und -empfindungen. Gerade zu Beginn der Erkrankungen sind Sehstörungen und Schmerzen am Augapfel häufig. Auch eine Kraftlosigkeit in den Beinen, Muskelschwäche, -zittern oder -krämpfe bis hin zu Lähmungserscheinungen sind typische Symptome. Viele Patienten klagen über ein Kribbeln oder Taubheitsgefühle in der Haut, über Müdigkeit, Schwindel und Sprachstörungen. Bei einigen kommen Blasenschwäche, Verstopfung oder andere Störungen der Harnwege und Verdauungsorgane hinzu. Ein Gefühl von einem gürtelartigen Eingeschnürtsein am Rumpf deutet darauf hin, dass das Rückenmark von der Entzündung betroffen ist. Bei längerem Verlauf der Erkrankung leiden die Patienten außerdem möglicherweise unter Depressionen und Angststörungen.

Die Ursache von MS ist noch nicht geklärt. Bekannte Risikofaktoren sind jedoch eine genetische Veranlagung, ein Vitamin-D-Mangel, eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus im frühen Kindesalter und das Zigarettenrauchen.

Diagnose und Behandlung

Um eine Multiple Sklerose zu diagnostizieren, ist es wichtig, die Symptome während der Schübe sowie sämtliche Details zu früheren Beschwerden und Auffälligkeiten des zentralen Nervensystems zu besprechen. Mittels einer Magnetresonanztomografie von Gehirn und Rückenmark kann man die krankhaft veränderten Entzündungsherde schon frühzeitig bildhaft darstellen und nachweisen. Die sogenannte optische Kohärenztomografie ermöglicht es, eine MS in den Augennerven zu erkennen. Verschiedene neurologische Untersuchungen zeigen Störungen und Funktionsausfälle im Nervensystem auf und geben Auskunft über die Leitfähigkeit der Nerven. Eventuell erfolgt auch eine Untersuchung des Hirnwassers.

Während eines akuten Krankheitsschubs nehmen Patienten Medikamente wie Kortison ein. Auch zwischen den Schüben erhalten sie spezielle Medikamente, um ihr Immunsystem zu beeinflussen und so die Häufigkeit und Schwere der Schübe zu lindern. Zusätzlich dienen Physiotherapie und eine regelmäßige sportliche Betätigung dazu, Beweglichkeit und Muskelkraft zu erhalten. Eventuell können Psychotherapien und Beratungen helfen, besser mit der zunehmenden Behinderung klarzukommen.

Ausblick

MS ist nicht heilbar, mit der individuell geeigneten Therapie kann man die Symptome jedoch lindern.

Literatur:

  • Referenz Neurologie, Diener H., Steinmetz H., Kastrup O., Hrsg. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019. doi:10.1055/b-006-163224
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  • Harrisons Innere Medizin, Suttorp N., Möckel M., Siegmund B. et al., Hrsg. 20. Auflage. Berlin: ABW Wissenschaftsverlag; 2020. doi:10.1055/b000000107
  • Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Andreae S., Avelini P., Berg M. et al., Hrsg. 2. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2008